Die Agrarproteste in ganz Frankreich, die seit Tagen das Land im Griff hatten, scheinen sich langsam zu beruhigen. Das Ende der Blockade der Cheviré-Brücke und der Abzug der Landwirte von den Barrikaden, wie zum Beispiel auf der A6 bei Villefranche-sur-Saône und auf der A81 zwischen Le Mans und der Bretagne, sind einige der Indizien für eine Lockerung der angespannten Situation.
Laut Matignon gab es fast überall im Land sporadische und nachlassende Blockaden bis in die Abendstunden. Eine landesweite Auswertung um 19 Uhr zeigte eine „sehr langsame“ Abnahme der Blockaden. Dieses träge Abflauen sollte jedoch nicht als Zeichen der Resignation verstanden werden. Vielmehr scheint es eine Art Waffenruhe und Gemeinschaft der Landwirte nach zehn Tagen intensiven Kampfes und der Einholung von Garantien zu sein.
Historische Mobilisierung
Um Lyon herum planten die Landwirte alle von ihnen kontrollierten Posten bis 14 Uhr am Freitag zu räumen. In Okzitanien, dem ehemaligen Brennpunkt der Wutbewegung, die mit dem Besuch des Premierministers Gabriel Attal schon seit einer Woche an Dynamik verloren hat, führte die jüngste Reihe von Ankündigungen dazu, dass mehrere Blockaden aufgehoben werden sollten. Es bleibt jedoch eine angespannte Situation, speziell um das Thema Milchpreis, die eventuell zum erneuten Aufflammen der Proteste und dem Einsatz von Traktoren in den nächsten Tagen führen könnte.
Die Bedingungen für einen dauerhaften Abbruch der Protestbewegung der Landwirte umfassen „erste Ergebnisse“ vor dem Landwirtschaftssalon (24. Februar bis 3. März) und der Umsetzung eines Landwirtschafts- und Zukunftsplans sowie europäischer Maßnahmen bis Juni.
Langlebige Proteste
Gabriel Attal kündigte eine Reihe von Maßnahmen an, die seiner Ansicht nach „einen Großteil“ der Forderungen der Landwirte erfüllen. Diese Maßnahmen beinhalten eine Stärkung der Egalim-Gesetze, die verhindern sollen, dass die Produzenten die Kosten des Preiskriegs zwischen Supermärkten und Lieferanten der Agrarindustrie tragen müssen. Darüber hinaus ermöglichte der Regierungschef finanzielle Unterstützung für die Landwirte in Höhe von rund 400 Millionen Euro.
Hinsichtlich der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln machte die Regierung ebenfalls einige Konzessionen. So wurde unter anderem versprochen, dass der „Ecophyto“-Plan, der auf eine Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln abzielt, „auf Eis gelegt“ wird. Dies ist eine Maßnahme, die von Umweltorganisationen als „großer Rückschritt“ bezeichnet wird.
Loyalitätsversprechen aus Brüssel
Nach zahlreichen Protesten, bei denen etwa 1.200 Traktoren nach Brüssel gelangten, versprach die Kommission am Donnerstag Maßnahmen, um die „legitimen Interessen“ der europäischen Landwirte zu verteidigen. Dies soll unter anderem durch die Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen und die Verringerung der administrativen Belastungen der oft kritisierten Gemeinsamen Agrarpolitik (PAC) erreicht werden.