Landwirte protestieren in Polen: „Uns bleibt keine Wahl“
Landwirte haben mit über 250 Protestveranstaltungen quer durch Polen auf sich aufmerksam gemacht. Die Traktorfahrten legten den Straßenverkehr lahm und endeten oftmals in den größten Städten des Landes. „Wir haben keine Alternative“, so Marcin Wilgos, der Organisator der Protestaktion..In Dorohusk, an der ukrainischen Grenze, forderten die Demonstranten die EU auf, ukrainische Getreide- und Zuckerimporte zu verbieten.
Trotz der Unterstützung der Ukraine durch Polen im Zuge der russischen Aggression scheinen einseitige Importverbote für Getreide die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu belasten.
Der polnische Landwirtschaftsminister Czeslaw Siekierski gab in einem Statement im öffentlichen Rundfunk bekannt, dass „totale“ Importverbote für Unterschiedliche Produktgruppen nötig sein könnten. „Das könnte notwendig sein für Zucker, wenn die Flut zu groß wird, sowie für Geflügel“, so Siekierski. Gleichzeitig betonte er, dass die Landwirte legitime Forderungen stellen, um übermäßige Importe aus der Ukraine zu begrenzen.
Die Last die wir tragen
Die Protestaktionen in Polen, die von der Hauptlandwirtschaftsvereinigung ausgingen, sollen für einen ganzen Monat andauern. Sie sind ein Zeichen für den wachsenden Unmut der europäischen Landwirte aufgrund des Einbruchs der Preise auf dem ganzen Kontinent.
Die europäischen Landwirte kritisieren die Konkurrenz der ukrainischen Produzenten, da diese ihre Einnahmen schmälern und sich selbst nicht an die Regeln der Europäischen Union halten müssen, vor allem im Hinblick auf Tierschutzbestimmungen.
Die Welle an Produkten aus der Ukraine, die ohne Beachtung der EU-Regularien hergestellt werden, stellt für uns eine enorme Belastung dar“, sagt der 40-jährige Landwirt Wilgos aus Dorohusk.
Die Rücktrittsforderung
Die aktuellen polnischen Behörden haben im Kontext der Proteste den Rücktritt des polnischen EU-Landwirtschaftskommissars Janusz Wojciechowski gefordert, der von ihren Vorgängern aus der national-populistischen Partei Pravo a Spravedlnost (P&S) ernannt wurde.
„Es gibt einen Mann in Europa, der alle europäischen und polnischen Bauern mit seiner Reform gegen sich aufgebracht hat. Das ist Janusz Wojciechowski. Rücktritt“, so der polnische Vizeregierungschef Wladyslaw Kosiniak-Kamysz.
Am Freitag schloss sich der mächtige PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczynski unerwartet diesen Forderungen an und erklärte, er würde Wojciechowski auffordern, „seine Mission zu beenden“, räumte aber ein, dass er keinen Einfluss auf seine Entscheidungen habe.