2023 wurde als „mobilisierendes“ Jahr für die landwirtschaftlichen Kammern bezeichnet, erklärt Sébastien Windsor, der auf die ständig zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels hinweist. Hierzu zählen Ertragsverluste, Verzögerungen bei der Aussaat und eine steigende Anzahl von Gesundheitskrisen, wie die Vogelgrippe oder MHE. Gleichzeitig hatte das wirtschaftliche Umfeld Auswirkungen auf den Agrarsektor, da der Kaufkraftverlust der Verbraucher zu Preiseinbußen bei den Lebensmittelausgaben führte. Dies ging besonders zu Lasten von landwirtschaftlichen Betrieben mit Qualitätssiegeln oder Bio-Zertifizierungen, betont der Präsident der Landwirtschaftskammern am 10. Januar.
Im Jahr 2023 gab es diverse Aktivitäten: Mehr als 80.000 Landwirte wurden bei der PAC-Anmeldung begleitet, der Strategische Pflanzenschutzrat wurde gegründet und etwa 70 % der insgesamt 1850 Kohlenstoffdiagnosen wurden durchgeführt. Zudem wurden 130 Berater für Hecken eingesetzt und an der Landwirtschaftsorientierungsgesetz gearbeitet. Erfreulich war auch die Sensibilität der jungen Öffentlichkeit und die Einrichtung einer zentralen Stelle für landwirtschaftliche Praktika und Ausbildungen.
Zudem kam das Projekt „Climaterra“ hinzu, ein Pilotprojekt, bei dem in Zusammenarbeit mit Genossenschaften ein Berater für den Landwirt bereitgestellt wird, um sich an den Klimawandel anzupassen. Dies beinhaltet die Diagnose und geeignete Maßnahmen, um die Rentabilität der landwirtschaftlichen Betriebe auch in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren zu bewahren.
Mit ihren hundertjährigen Bestehen haben die Landwirtschaftskammern Geschichte geschrieben. Sie mussten sich dem raschen Klimawandel und den Veränderungen in der Landwirtschaft anpassen, insbesondere dem Generationenwechsel, der auch von jungen Menschen getragen wird, die nicht aus der Landwirtschaft stammen. Innerhalb ihres hundertjährigen Bestehens durchliefen die Kammern verschiedene Phasen: Von einer Subsistenzlandwirtschaft zu einer vollwertigen Beschäftigung, gefolgt von der Entwicklung der Mechanisierung mit Hilfe des Marshallplans, zur Erhöhung der Produktion dank Fortschritten in der Pflanzenschutztechnik und Genetik und schließlich zur Anpassung an den Klimawandel und die Veränderungen im Agrarsektor.
Heute geht es darum, die gesamte Landwirtschaft in den Blick zu nehmen, einen Aktionsplan für die nächsten vier bis fünf Jahre aufzustellen und den Landwirt bei der Umsetzung dieses Plans zu begleiten. Dies betriff laut Windsor etwa 150.000 Landwirte, also 15.000 pro Jahr, bei einem Kostenaufwand, den die Kammern auf jährlich 60 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren schätzen. „Das ist nicht viel im Vergleich zu den 1,1 Milliarden Euro, die für die Umweltplanung angekündigt wurden“, sagt Windsor. Die Landwirtschaftskammern sollen nach seiner Auffassung nicht nur beraten, sondern auch Methoden entwickeln und die verschiedenen Akteure koordinieren.