Im Norden Frankreichs hat sich der Landwirt Julien Dhaine dazu entschlossen, einen neuen Weg zu gehen. Die Transformation von 1,5 Hektar seiner Feldfläche zu einem Weinberg ist sein neuestes Projekt. Dabei findet er Unterstützung in der Arbeitsgruppe „Les 130“, ein Zusammenschluss von Winzern, gegründet von Ternoveo, die Landwirte aus Nordfrankreich auf ihrem Weg zur Diversifikation in den Weinbau begleiten.
Da der Weinbau in diesem Gebiet erst seit 2016 legal ist, handelt es sich um eine recht junge Aktivität. Nach der Pflanzung von 7500 Chardonnay-Rebstöcken im Jahr 2020, konnte Dhaine seine erste Weinlese im Herbst 2023 mit einer Ernte von fast 3040 kg Trauben verzeichnen. Für das folgende Jahr strebt er eine Produktion von 8000 kg an.
Der Weg in den Weinbau war für Dhaine begleitet von hohen Investitionen: 35.000 € waren notwendig zur Pflanzung der Rebstöcke und weitere 5000 € gingen in die Anschaffung von Equipment. Hinzu kommen fortlaufende Kosten für eine dauerhafte Kultur wie den Weinanbau. Der Aufwand in Sachen Zeit und Technik wird dabei nicht unterschätzt: „Ein nahezu tägliches Monitoring ist unerlässlich, um das Wachstum der Rebe zu kontrollieren und ihre Nachhaltigkeit zu gewährleisten“, erläutert der Landwirt.
Gemeinsam mit Julien Mabire, Agrar-Verkaufsingenieur bei Ternoveo, hat Dhaine eine spezielle Anbauweise entwickelt, die auf das Klima in Nordfrankreich abgestimmt ist. Um die Investitionen in Grenzen zu halten und einen hohen Umweltwert zu gewährleisten, wird ein Großteil der Arbeit manuell erledigt.
Der Weinbau bietet Dhaine zufolge sowohl aus wirtschaftlicher als auch gesellschaftlicher Sicht einen Mehrwert: Mit einer vierjährigen Anlaufphase kann ein zusätzliches Einkommen generiert werden und gleichzeitig wirkt eine Weinproduktion entgegen dem so genannten „Agribashing“, indem sie das traditionelle Terroir in den Vordergrund rückt.
Die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Winzerin ermöglicht es, die Produktionskette durch genaue Kenntnis der Menge und Qualität des Produkts zu optimieren. So wird das Traubengut von Dhaines Weinberg vom Kollektiv „Les 130“ weiterverarbeitet. Dabei entstanden bisher zwei Weine mit eigenem Charakter: „Azimute“ und „Parallele 50“. Zwei weitere Cuvées sind in Planung: „Zenith“ und „Fragment“.
Die Erzeugnisse werden in Weinhandlungen, Cafés, Hotels, Restaurants und Weinbars, sowie über ein eigenes Verkostungskabinett vertrieben. Die bisherige Produktion umfasst 50.000 Flaschen. In Zukunft streben „Les 130“ an, bis zum Jahr 2024 eine Menge von 150.000 Flaschen zu produzieren, und bis 2025 bis zu 450.000 Flaschen.
Die Weinproduktion erfolgt in einer ehemaligen Zuckerfabrik, welche über 3.200 m² für das Kelterhaus verfügt. Das Projekt wurde zu 20% von der Region Hauts-de-France mit rund einer Million Euro subventioniert. Nach der Weinlese gelangen die Trauben in eine pneumatische Presse, und durch Dekantieren werden die Rückstände vom Saft getrennt. Die anschließenden Prozesse der Gärung und Mazeration finden in verschiedenen Behältern statt, deren Varietät letztendlich den einzigartigen Geschmack des Endprodukts bestimmt.