Die Wölfe kommen zurück: ein Triumph für den Artenschutz und eine Herausforderung für Weidetierhalter
Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland ist eine erstaunliche Erfolgsgeschichte des Artenschutzes. Im Frühling 2000 wurden in Sachsen erstmals wieder freilebende Wölfe geboren. Bis zum Monitoringjahr 2022/2023 sind die Zahlen auf etwa 184 Rudel, 47 Wolfspaare und 22 territoriale Einzeltiere angestiegen.
Doch dieser Erfolg wirft auch Herausforderungen auf. Weidetierhalter, Jäger und der Tourismussektor sehen sich mit neuen Aufgaben konfrontiert. Nicht zuletzt entsteht eine intensive gesellschaftliche Diskussion, die besonders im ländlichen Raum zu Sorgen und Ängsten führt.
Die vermehrte Präsenz der Wölfe führt leider auch zu einem Anstieg von Wolfsübergriffen auf Weidetiere. Im Jahr 2006 gab es 40 Angriffe, 2022 waren es bereits 4.366 Tiere bei 1.135 Übergriffen. Die meisten Angriffe gab es auf Schafe und Ziegen. 2022 wurden rund 18,5 Millionen Euro in Herdenschutzmaßnahmen investiert und ca. 610.000 Euro als Ausgleichszahlungen für Nutztierübergriffe ausgezahlt.
Die Ausbreitung der Wölfe hat auch Auswirkungen auf die Jagd. Da Wölfe sich hauptsächlich von Wild ernähren, kann es in Wolfsgebieten zu einer vermehrten Rudelbildung von Schwarz- und Rotwild kommen. Dies kann die Bejagung erschweren.
Rechtliche Stellung und Schutzmaßnahmen
Der Wolf ist in Deutschland besonders geschützt. Jeglicher Fang oder die Tötung eines Wolfes ist strengstens verboten. Diese Regelungen basieren auf der Berner Konvention, der Flora- Fauna- Habitat- Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz.
Am 13. März 2020 trat eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes in Kraft, die spezielle Regelungen zum Umgang mit dem Wolf beinhaltet. Die Gesetzesänderung erlaubt unter bestimmten Bedingungen den Abschuss „problematischer“ Wölfe und bietet somit mehr Rechtssicherheit. Auch das Handling von Wolf-Hund-Hybriden wird in der Novelle geregelt.
Wachsende Wolfspopulation und Weidetiere in Harmonie
Es gilt, eine Balance zwischen dem Schutz der Wölfe und der Weide- und Nutztierhaltung zu finden. Ökologisch wirtschaftende Betriebe sind auf die Weidehaltung angewiesen und ein Rückgang der Nutztierhaltung im Freien wäre weder ökologisch noch für den Tierschutz sinnvoll.
In diesem Zusammenhang kommen einige Herausforderungen auf den Tisch: Die Prävention von Wolfattacken, die Kompensation von Schäden, der Schutz der Bevölkerung in Wolfsgebieten und rechtliche Fragen rund um die Einstufung des Wolfes als Schutzart.
Bundeszentrum Weidetiere und Wolf
Für die Umsetzung der Maßnahmen ist das Bundeszentrum Weidetiere und Wolf zuständig. Es hält eine länderübergreifende Übersicht der angewandten Herdenschutzmaßnahmen und übernimmt die Optimierung aktueller Schutzmaßnahmen. Zudem fördert es den Dialog zwischen Weidetierhaltern, Naturschutzverbänden und der Öffentlichkeit.
Ländersache und Präventionsmaßnahmen
Die Umsetzung der artenschutzrechtlichen Regelungen und der Herdenschutz liegt bei den Ländern. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hat 2016 eine Dokumentations- und Beratungsstelle für das Wolfsmanagement eingerichtet. Sie sammelt Daten zur Ausbreitung des Wolfes und stellt Informationen zu Präventionsmaßnahmen zur Verfügung.
Die Präventionsmaßnahmen sind kostenintensiv und nicht immer umfassend. So kostet beispielsweise die Anschaffung eines Herdenschutzhundes 4.000 Euro und dessen Haltung weitere 1.000 Euro pro Jahr. Vor allem Halter von kleineren Beständen stehen vor finanziellen Herausforderungen. Der Bau von Zäunen kann gefördert werden, allerdings variiert diese Unterstützung von Land zu Land.