Die dritte Bundeswaldinventur 2011/2012 (BWI) liefert erfreuliche Nachrichten: Der Anteil der Laubbäume ist gestiegen. Die Wälder sind vielfältiger und naturnäher strukturiert. Wir finden mehr Totholz – auch eine wichtige Grundlage für Biodiversität. Unsere Waldfläche ist konstant geblieben. Es wächst mehr Holz nach, als wir nutzen
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Arbeit der Försterinnen und Förster und der Waldbesitzer Früchte trägt. Auch die Waldpolitik setzt auf Balance und Nachhaltigkeit. Die Waldgesetzte von Bund und Ländern bewahren den Wald wirksam vor unsachgerechter Behandlung, Übernutzung, Raubbau und Flächenverlust
Dabei liegt die Hälfte des deutschen Waldes ist in privaten Händen. Ein Fünftel besitzen Gemeinden, Städte und andere öffentliche Körperschaften. Ein Drittel gehört den Ländern und dem Bund.
Der Wald liefert Holz und schafft Arbeitsplätze. In Deutschland sind mehr als 1,1 Millionen Menschen in der Forst- und Holzwirtschaft beschäftigt.
Zudem gewinnt Holz als nachwachsender Rohstoff in Zeiten des Klimawandels zunehmend an Bedeutung.
Die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur 2011/2012 wurden am 8. Oktober 2014 vorgestellt.
Die Daten der vierten Bundeswaldinventur 2021/2022 werden derzeit geprüft und ausgewertet. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Oktober 2024 vorgestellt werden.
Mehr biologische Vielfalt im Wald
Der deutsche Wald ist vielfältig und bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind die häufigsten Baumarten in Deutschland. Laubbäume, Mischwälder und die Struktur im Kronenraum haben zugenommen.
Vielfältige Wälder können mehr: Sie bieten das größte Potenzial, um die an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. Der Wald erbringt für die Gesellschaft unterschiedlichste Leistungen. Er trägt zum Schutz von Klima, Wasser und Boden bei, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, bietet Raum für Erholung und Naturerleben und liefert den bedeutendsten nachwachsenden Rohstoff Holz. Nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland handelt nach dem Leitbild der Multifunktionalität der Wälder und sichert so seine vielfältigen Leistungen.
Ziel der Waldpolitik sind standortgerechte, strukturreiche Mischwälder. Sie werden den gegenwärtigen Anforderungen und künftigen Herausforderungen am besten gerecht. Mischwälder bieten bessere Voraussetzungen, sich an Umweltveränderungen anzupassen und waldbauliche Risiken wie Sturm, Schädlinge und Baumkrankheiten auszugleichen. Mischwälder sind vorteilhaft für den Waldboden und die Grundwasserspende. Neben ästhetisch ansprechenden Waldbildern bieten sie mannigfaltige Lebensräume und damit eine Voraussetzung für eine artenreiche Fauna und Flora. Vielfalt im Wald beginnt beim Waldeigentum. Die Vielzahl der Waldeigentümer, ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen, Bewirtschaftungspraktiken und Betriebsgrößen spiegelt sich in der Vielfalt unserer Wälder wider.
90 Milliarden alte und junge Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen und seltenere Baumarten prägen das Gesicht des deutschen Waldes. Der Anteil der Laubbäume ist um rund 7 Prozent gestiegen. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung. Laubbäume haben auf vielen Standorten Vorteile für den Waldboden, für die Grundwassernachlieferung, für die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie für die Stabilität und Anpassungsfähigkeit der Waldbestände.
Auch die Zusammensetzung des Waldes hat sich positiv entwickelt. Der Mischwaldanteil ist auf 76 Prozent gestiegen. Strukturreiche Mischwälder sind besser gerüstet für den Klimawandel, Stürme oder den Befall durch Borkenkäfer.
Es gibt immer mehr Totholz. Die Bundeswaldinventur hat immerhin über 20 Kubikmeter je Hektar ergeben. Totholz ist eine wichtige Grundlage für Biodiversität. Früher wurde das meiste Totholz entnommen und für die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz genutzt. Heute strebt die nachhaltige Waldbewirtschaftung einen angemessenen Totholzanteil zum Schutz der biologischen Vielfalt aktiv an.
Holzvorrat angestiegen
Holznutzung in Deutschlands Wäldern ist nachhaltig. In allen Waldeigentumsarten wurde weniger Holz genutzt als nachgewachsen ist. Insbesondere beim Laubstarkholz gibt es noch weitere Nutzungspotentiale.
Der Holzvorrat hat eine Höhe erreicht wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Mit einem Vorrat von 336 Kubikmeter pro Hektar liegt Deutschland nach der Schweiz und Österreich an der Spitze der europäischen Länder. Mit 3,7 Milliarden Kubikmeter Gesamtvorrat steht im deutschen Wald mehr Holz als in jedem anderen Land der Europäischen Union. Diese hohen Vorräte sind ein großes Potenzial, auch für unsere Wirtschaft.
Holznutzung und natürliches Absterben von Bäumen erreichen insgesamt 87 Prozent des Zuwachses. Die restlichen 13 Prozent gehen in den Vorratsaufbau. Damit ist der Holzvorrat um sieben Prozent angestiegen.
Fast der gesamte Vorratsanstieg findet bei den dicken Bäumen ab 50 cm Brusthöhendurchmesser statt. An dieser Vorratsanreicherung sind alle Eigentumsarten beteiligt. Die größten Hektarvorräte befinden sich mit 352 Kubikmeter pro Hektar im Privatwald. Die Nutzungsintensität im Privatwald im Durchschnitt aller Größenklassen war im letzten Jahrzehnt genauso hoch wie im Landeswald.
Bei den meisten Baumarten beträgt der Anteil der Nutzung 55 bis 80 Prozent des Zuwachses. Bei der Fichte liegen Holznutzung und natürliches Absterben dagegen um 15 Prozent über dem Zuwachs. Ihr Vorrat wurde damit reduziert. Dies ist u.a. eine Folge der forstpolitischen Zielsetzung und der waldbaulichen Erfordernisse (Bodenpflege und Klimaänderung).
Laubstarkholz
Wenn der Trend zum steigenden Holzvorrat anhält, könnte bei der Altersstruktur der Wälder das Starkholz in den nächsten Jahren überproportional zunehmen. Diese Entwicklung ist eine Herausforderung. Denn im Starkholzbereich sind die Verarbeitungskapazitäten infolge der Spezialisierung der Holzwirtschaft auf schwache und mittlere Dimensionen deutlich zurückgegangen. Für Starkholz werden deshalb neue Verarbeitungsmöglichkeiten und Einsatzmöglichkeiten gesucht.
Entlastung von Kohlendioxid
Der Wald leistet als Lieferant des nachwachsenden Rohstoffes Holz einen Beitrag zur Energiewende. Zudem bindet er Kohlendioxid und ist damit eine natürliche Kohlenstoffsenke. Allein im deutschen Wald wird die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet.
1.169 Millionen Tonnen Kohlenstoff sind gegenwärtig in lebenden Bäumen und in Totholz gebunden. Das sind rund 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar in der ober- und unterirdischen Biomasse (ohne Streuauflage und Mineralboden).
Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Der Wald in Deutschland wirkt derzeit als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Er mindert die Emissionen um rund sechs Prozent.
Waldfläche konstant
Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands ist bewaldet. Das sind 11,4 Millionen Hektar. Die Verantwortung für den Wald verteilt sich auf viele Schultern. Die Hälfte des deutschen Waldes ist Privateigentum.
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Über 80 Millionen Menschen leben auf 35,7 Millionen Hektar. Seit Jahrhunderten bewohnt und bewirtschaftet der Mensch Deutschland intensiv. 13 Prozent der Landfläche nutzt er für Siedlung und Verkehr. Auf 52 Prozent der Fläche wird Landwirtschaft betrieben. Danach folg der Wald bzw. die Forstwirtschaft mit 32 Prozent.
In den letzten Jahrzehnten sind die Ansprüche an Lebensstandard und Konsum sowie an die Erhaltung der Umwelt gestiegen. Dies führt zu wachsender Konkurrenz zwischen verschiedenen Landnutzungsformen. Es ist ein Erfolg der Waldgesetze und der Försterinnen und Förster, dass der Wald nach wie vor ein Drittel der Landfläche einnimmt und dass sein Bestand gesichert ist.
Die Waldfläche hat sich zwischen 2002 und 2012 nur wenig verändert. Einem Waldverlust von 58.000 Hektar stehen 108.000 Hektar neuer Wald gegenüber. In der Summe hat die Waldfläche um 0,4 Prozent oder 50.000 Hektar zugenommen.
Die Bundeswaldinventur hat 11,4 Millionen Hektar Wald erfasst. Über 98 Prozent davon sind begehbar. Auf diesen Flächen haben die Inventurtrupps Daten erhoben.
Mit insgesamt rund 10,9 Millionen Hektar ist der sog. „Holzboden“ die größte Flächenkategorie (95 Prozent). Die meisten Ergebnisse der Bundeswaldinventur beziehen sich auf den Holzboden. Auf den „Nichtholzboden“ entfallen die restlichen knapp 328.000 Hektar oder 3 Prozent der Waldfläche. Er erfüllt wichtige Funktionen für den Forstbetrieb (z. B. als Holzlagerplätze), für die Erholung (z. B. Waldwege) und als Lebensraum für licht- und wärmebedürftige Tier- und Pflanzenarten (z. B. Wildwiesen). Die vielfältigen Leistungen des Waldes gehen von seiner ganzen Fläche aus.
Verfahren der Bundeswaldinventur
Die Bundeswaldinventur ist auf nationaler Ebene das zentrale Kontroll- und Monitoringinstrument der deutschen Forstpolitik. Die Ergebnisse dienen als Informationsquelle und Entscheidungsgrundlage für die Forst-, Klimaschutz-, Energie- und Naturschutzpolitik der Bundesregierung und sind für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen von Bedeutung.
Die Bundeswaldinventur erfasst die großräumigen Waldverhältnisse und forstlichen Produktionsmöglichkeiten in Deutschland. Sie ist ein zentrales Monitoringinstrument für den deutschen Wald und seine Entwicklung. Sie bringt Ergebnisse zu Waldfläche, Baumartenanteilen, Nutzung und Zuwachs und vielen weiteren Merkmalen.
Angesichts der immer intensiver werdenden Nutzung nachwachsender Rohstoffe liefert sie wichtige Hinweise für Investitionsentscheidungen im Bereich der Holzwirtschaft. Auch angesichts der Schäden durch Witterungsextreme ist die Etablierung eines solchen Monitoringssystems und seine wiederkehrende Aktualisierung erforderlich. Auf der Grundlage der Daten aus der Bundeswaldinventur wird ein Szenarium einer nachhaltigen Waldnutzung der nächsten Jahrzehnte erarbeitet, das potenziell nutzbare Rohholz geschätzt und die zugehörige Waldentwicklung modelliert.
Dritte Bundeswaldinventur
2011 nahmen 60 Inventurtrupps ihre Arbeit für die dritte Bundeswaldinventur (BWI³) auf. Rund 60.000 Probepunkte in ganz Deutschland wurden aufgesucht und etwa 400.000 Probebäume vermessen und viele weitere Daten erhoben. Am 8. Oktober 2014 wurden die ersten Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Anfang 2015 werden die vollständigen Berichte und Zahlen vorliegen. Die abschließenden Berichte der dritten Bundeswaldinventur werden als Entscheidungsgrundlage für Forst- und Holzwirtschaft, Klimaschutz-, Energie- und Naturschutzpolitik sowie zur Erfüllung internationaler Berichtspflichten (z. B. für die Treibhausgas-Berichterstattung) dringend benötigt. Denn der Wald ist auch ein großer Kohlenstoffspeicher. So wird sich zeigen, wie viel Kohlenstoff unsere Wälder binden und damit, wie viel CO2 sie aus der Luft aufnehmen. Eine Information die auch innerhalb die Kohlenstoffschlussbilanz zum Ende der Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls im Jahre 2012 berücksichtigt wurde.
Es war ein aufwändiges Unterfangen, an dem sich die Forstverwaltungen des Bundes und der Länder gemeinsam beteiligten. Über 11,1 Millionen Hektar Wald wurden nach einem Raster von 4 mal 4 Kilometern vermessen. Das Thünen-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (TI), koordiniert die Aufnahmen und wertet sie aus. Die Landesinventurleitung organisiert die Datenerhebung durch Aufnahmetrupps und kontrolliert die Aufnahmen. Die Gesamtkoordination liegt bei dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Die erste Bundeswaldinventur fand 1987 statt. Mit der zweiten Bundeswaldinventur wurde zum ersten Mal nach der Wiedervereinigung der Wald in ganz Deutschland zum Stichjahr 2002 einheitlich, Länder übergreifend und in allen Eigentumsarten durch eine Stichprobe erhoben.
Die dritte Bundeswaldinventur 2011/2012 (BWI) liefert erfreuliche Nachrichten: Der Anteil der Laubbäume ist gestiegen. Die Wälder sind vielfältiger und naturnäher strukturiert. Wir finden mehr Totholz – auch eine wichtige Grundlage für Biodiversität. Unsere Waldfläche ist konstant geblieben. Es wächst mehr Holz nach, als wir nutzen